Presseaussendung zur 8. Sitzung des Finanzmarktstabilitätsgremiums
1. Juni 2016Das Finanzmarktstabilitätsgremium (FMSG) hat in seiner 8. Sitzung am 1. Juni 2016 die präventive Schaffung einer rechtlichen Grundlage für makroprudenzielle Instrumente im Immobilienkreditbereich empfohlen. Zudem wurde die Empfehlung, den Antizyklischen Kapitalpuffer (AZKP) mit 0% festzulegen, beibehalten. Weitere Diskussionspunkte betrafen die reziproke Anwendung von makroprudenziellen Maßnahmen, das vorherrschende Niedrigzinsumfeld sowie die Abwicklung der HETA ASSET RESOLUTION AG.
Neue makroprudenzielle Instrumente im Immobilienkreditbereich
Das FMSG beschäftigt sich angesichts der starken Immobilienpreisanstiege in Teilen Österreichs intensiv mit möglichen Risiken aus der Immobilienfinanzierung1. Während eine Überbewertung der Immobilienpreise vor allem in Wien festgestellt werden kann, konnte in Zeiten der stärksten Immobilienpreisanstiege in der Vergangenheit kein damit verbundenes übermäßiges Kreditwachstum beobachtet werden. Wohnbaukredite sind jedoch das Kreditsegment mit den höchsten Wachstumsraten in Österreich seit der Finanzkrise, wenngleich der Anstieg im Vergleich zu den Jahren vor der Finanzkrise noch moderat ist. Ein Strukturwandel angesichts des niedrigen Zinsumfeldes und der kontinuierlich steigenden Immobilienpreise, der mit einer nicht-nachhaltigen Kreditvergabe und einer Lockerung der Kreditvergabestandards einhergehen könnte, kann jedoch für die Zukunft nicht ausgeschlossen werden. Aus diesem Grund sieht das FMSG die präventive Erweiterung des makroprudenziellen Instrumentenkastens, wie Begrenzungen der Beleihungsquote, der Verschuldungsquote oder der Schuldendienstquote bei Neuvergabe von Krediten als notwendig an, um bei einem mit systemischen Risiken behafteten Immobilienpreisboom handlungsfähig zu sein. Ein entsprechender Hinweis wird dem Bundesminister für Finanzen zur Verfügung gestellt werden.
Empfehlung für den Einsatz des Antizyklischen Kapitalpuffers
Das FMSG empfiehlt der FMA, den AZKP in Höhe von 0% der risikogewichteten Aktiva ab dem 1. Oktober 2016 beizubehalten. Die quantitativen und qualitativen Analysen zeigen derzeit kein exzessives Kreditwachstum in Österreich an. Das ausstehende Kreditvolumen im Vergleich zur Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts liegt nach wie vor deutlich unter seinem langjährigen Trend.
Informationen zum FMSG
Das FMSG hat im Jahr 2014 seine Tätigkeit aufgenommen. Seine Aufgabe ist die Stärkung der Finanzmarktstabilität. Mitglieder sind Vertreter des Bundesministeriums für Finanzen, des Fiskalrats, der Finanzmarktaufsicht und der Oesterreichischen Nationalbank. Das FMSG kann Empfehlungen an die Finanzmarktaufsicht und Risikohinweise abgeben.
[1] siehe Presseaussendungen zur 5., 6. und 7. Sitzung des FMSG.