Presseaussendung zur 23. Sitzung des Finanzmarktstabilitätsgremiums

Das Finanzmarktstabilitätsgremium (FMSG) hat in seiner 23. Sitzung am 10. März 2020 die Entwicklung der strukturellen Systemrisiken des österreichischen Bankensektors, die Entwicklung der systemischen Risiken aus Wohnimmobilienfinanzierungen, die Finanzierungskonzepte der Einlagensicherungen, sowie den Jahresbericht des FMSG für das Jahr 2019 diskutiert. Das Gremium hat seine Empfehlung für einen Antizyklischen Kapitalpuffer (AZKP) in Höhe von 0 % beibehalten. Das FMSG hat sich zudem mit den wirtschaftlichen Folgen des COVID-19/Coronavirus für Österreich beschäftigt. Die vom Finanzmarktstabilitätsgremium empfohlenen und seit 2016 gültigen makroprudenziellen Kapitalpuffer haben  einen wesentlichen Beitrag zur guten Kapitalisierung des österreichischen Bankensektors geleistet und die Banken in die Lage versetzt, die Kreditversorgung der Realwirtschaft auch unter herausfordernden Bedingungen sicherzustellen.

Evaluierung des Systemrisikopuffers

In der 23. Sitzung hat das Gremium die für das Jahr 2020 vorgesehene Evaluierung des Systemrisikopuffers begonnen. Das Gremium hat festgestellt, dass der Systemrisikopuffer seit seiner ersten Einführung im Jahr 2016 effektiv die strukturellen systemischen Risiken adressiert hat, während die Kreditvergabe an Unternehmen und Haushalte dynamisch war. Der Systemrisikopuffer hat wesentlich dazu beigetragen, die Wahrnehmung des österreichischen Bankensektors durch Investoren, Ratingagenturen und internationale Finanzinstitutionen zu verbessern. Er stärkt die Funktionsfähigkeit der Risikoteilung im Bankensektor sowie die Kreditvergabe in Krisenfällen. Bankenrettungspakete sollen so in Zukunft nicht mehr notwendig sein.

Entwicklung der systemischen Risiken aus der Wohnimmobilienfinanzierung

Das Gremium hat festgestellt, dass die systemischen Risiken aus der Wohnimmobilienfinanzierung kontinuierlich steigen. Vor dem Hintergrund weiter steigender Immobilienpreise und eines Umfelds niedriger Zinsen ist die Kreditvergabe bis Jahresende 2019 deutlich angestiegen. Die Bedeutung von Wohnbau- und Hypothekarkrediten in den Bilanzen österreichischer Banken ist daher weiter gestiegen, während ein hoher Wettbewerb zu sinkenden Margen für die Banken geführt hat. Es gibt zudem Indikationen, dass einkommensbasierte Kennzahlen – wie Schuldendienst oder Verschuldung im Verhältnis zum Einkommen – der neu vergebenen Wohnbaukredite in Österreich bereits auf hohem Niveau liegen. Aufgrund dieser Entwicklungen wird sich das Gremium auch im Jahr 2020 intensiv mit diesem Thema beschäftigen.

Finanzierungskonzepte der Einlagensicherungen in Österreich

Das Gremium hat in seiner 23. Sitzung die Systemrisikoimplikationen der Finanzierungskonzepte der österreichischen Einlagensicherungen diskutiert. Im Fall eines Einlagensicherungsfalls stehen den Einlagensicherungen die Mittel der Einlagensicherungsfonds, Sonderbeiträge der Mitgliedsinstitute und Kreditoperationen zur Finanzierung der Auszahlungsansprüche zur Verfügung. Das Gremium hat festgestellt, dass diese Finanzierungskonzepte so ausgestaltet wurden, dass sie systemrisikomindernd wirken, also die Wahrscheinlichkeit von Ansteckungen anderer Banken durch das betroffene Institut reduzieren. Damit sinkt auch die Wahrscheinlichkeit, dass in einem Einlagensicherungsfall eine Unterstützung durch die öffentliche Hand notwendig ist.

Jahresbericht 2019

Das Gremium hat in seiner 23. Sitzung den Jahresbericht 2019 diskutiert. Das FMSG hat 2019 sein fünfjähriges Bestehen begangen. Dabei konnte das Gremium auf eine erfolgreiche Tätigkeit zurückblicken, die wesentlich zu einer deutlich verbesserten Wahrnehmung des österreichischen Finanzmarkts bei internationalen Investoren beitrug. Dadurch profitiert das österreichische Finanzsystem und in der Folge auch Unternehmen und Haushalte von niedrigen Refinanzierungskosten.

Das Gremium evaluierte auch seine Kommunikation zu den nachhaltigen Vergabestandards von Immobilienkrediten. Das FMSG wies auf die Notwendigkeit einer nachhaltigen Immobilienkreditvergabe hin, um die Finanzmarktstabilität in Österreich sicherzustellen und intrusive aufsichtliche Maßnahmen hintanzuhalten. Zur Verbesserung des Monitorings setzte sich das Gremium für die Entwicklung eines aussagekräftigen Gewerbeimmobilienpreisindex ein.

Die Kreditvergabe in Österreich hat sich trotz deutlich steigender Kapitalquoten in den letzten fünf Jahren dynamisch, aber nicht exzessiv entwickelt. Daher hat das FMSG auch im Jahr 2019 seine Empfehlungen zum Antizyklischen Kapitalpuffer (AZKP) unverändert bei 0 % der risikogewichteten Aktiva belassen. Die jährliche Beurteilung der systemrelevanten Institute ergab keine Änderung beim Kreis der umfassten Institute als auch bei der Pufferhöhe.

Der Jahresbericht wird nach Aktualisierung um die Jahresendzahlen des Finanzsektors Ende April 2020 an den Finanzausschuss des Nationalrats und an den Finanzminister übermittelt und auch auf der Homepage des FMSG veröffentlicht werden.

Empfehlung zum Antizyklischen Kapitalpuffer

Das Kreditwachstum in Österreich an inländische Kreditnehmer ist weiterhin als nicht exzessiv einzustufen. Die Lücke zwischen dem Verhältnis von Kreditvolumen und Bruttoinlandsprodukt und dessen Trend – sie ist seit zehn Jahren negativ – ist mit dem dritten Quartal 2019 wieder geringer geworden. Daher hat sich das FMSG dazu entschlossen, die Empfehlung eines AZKP in Höhe von 0 % der risikogewichteten Aktiva – gültig ab dem 1. Juli 2020 (Empfehlung FMSG1/2020)an die FMA beizubehalten.

Informationen zum FMSG

Das FMSG hat im Jahr 2014 seine Tätigkeit aufgenommen. Seine Aufgabe ist die Stärkung der Finanzmarktstabilität. Mitglieder sind Vertreter des Bundesministeriums für Finanzen, des Fiskalrats, der Finanzmarktaufsicht und der Oesterreichischen Nationalbank. Das FMSG kann insbesondere Empfehlungen an die Finanzmarktaufsicht und Risikohinweise abgeben.